
ACC.25 – praxisrelevante Daten zu Mavacamten bei HOCM präsentiert
Bericht:
Reno Barth
Der Myosin-Inhibitor Mavacamten wurde 2023 als erste Substanz dieser Klasse zur Behandlung der hypertrophen obstruktiven Kardiomyopathie (HOCM) zugelassen. Mavacamten greift in den pathophysiologischen Prozess der Erkrankung ein und reduziert den Bedarf an einer Therapie zur Septumreduktion (SRT). Im Rahmen des ACC.25 wurden Arbeiten präsentiert, die Neues zum Einsatz von Mavacamten bieten.
Die randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte, multizentrische Phase-III-Studie VALOR-HCM zeigte, dass die Behandlung mit Mavacamten in einer Population von Patient:innen mit symptomatischer HOCM den Bedarf an SRT signifikant reduzierte und sekundäre Endpunkte wie die NYHA-Funktionsklasse, den Ruhegradienten des linksventrikulären Ausflusstrakts (LVOT), den Valsalva-Gradienten des LVOT sowie denklinischen Gesamtscore des Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire-23 und die Lebensqualität signifikant verbesserte.1
Geschlechtsunabhängig gut wirksam
Nach der 16-wöchigen kontrollierten Phase wurden die Placebopatient:innen auf Mavacamten umgestellt und für 112 Wochen weiterbehandelt. Im Rahmen des ACC 2025 wurde eine Analyse der Langzeitergebnisse von VALOR-HCM präsentiert, die der Frage nach geschlechtsspezifischen Differenzen im Ansprechen nachging. Die Auswertung zeigte zwischen den Geschlechtern keine Unterschiede im langfristigen Ansprechen auf Mavacamten.2
Einsatz nach einer SRT
Patient:innen, die nach SRT symptomatisch bleiben, werden im klinischen Alltag nicht selten mit Mavacamten behandelt. Im Rahmen des ACC 2025 berichtete nun ein Team der Perelman School of Medicine an der University of Pennsylvania von den Erfahrungen mit dieser speziellen Population an seinem Zentrum. Von den 148 mit Mavacamten behandelten Patient:innen hatten 12 eine SRT hinter sich. In 8 Fällen war dies eine chirurgische Myektomie, in 4 Fällen eine SRT mit Alkohol. Alle Patient:innen standen bei Einschluss unter konservativer Therapie mit Betablockern, Kalziumkanalblockern sowie in einem Fall zusätzlich mit Disopyramid. Bei Einschluss in die Studie lag die LVEF im Mittel bei 71,1±4,9%, der LVOT-Gradient bei 45,8±28,2mmHg, jener unter Valsalva bei 75,4±33,9mmHg. Bei 10Patient:innen, die über 24 Wochen mit Mavacamten behandelt wurden, sank der Ruhe-LVOT-Gradient auf 20,3±12,4mmHg, der Valsalva-LVOT-Gradient auf 34,9±21,6mmHg. Die LVEF sank auf 60,6±4,8% und blieb damit deutlich über dem unteren Schwellenwert von 50%. Damit konnte auch in einer Population von HOCM-Patient:innen nach SRT ein hämodynamischer Vorteil durch die Therapie mit Mavacamten erreicht werden. Die langfristige Wirksamkeit und Sicherheit müssen allerdings noch in größeren Studien untersucht werden.3
Schnellere Titration untersucht
Eine Therapie mit Mavacamten setzt eine linksventrikuläre Auswurffraktion von mindestens 55% voraus. Fällt die LVEF auf weniger als 50% ab, soll die Behandlung unterbrochen werden. Die Ermittlung der individuell optimalen Dosierung folgt einem über 12 Wochen dauernden Titrationsschema. Eine schnellere Titration wäre im klinischen Alltag wünschenswert. Dies gilt insbesondere für Patient:innen, deren LVOT-Gradient zu den Wochen 4 und 8 über 30mmHg liegt. In solchen Fällen ist rasches Auftitrieren naheliegend und wird in der Praxis nicht selten auch durchgeführt. Allerdings fehlten dazu die Sicherheitsdaten. Diese wurden nun mit einer retrospektiven Studie mit 112 Patient:innen analysiert. Von diesen wurden 84 nach Standardschema auftitriert und 28 beschleunigt. Die Auswertung zeigte für die schnelle Titration signifikante Reduktionen des LVOT-Gradienten sowohl in Ruhe als auch unter Valsalva-Manöver. Diese waren für die beschleunigte Titration in den Wochen 5 bis 8 signifikant ausgeprägter. Es zeigten sich keine Sicherheitssignale. Ein Abfall der LVEF auf weniger als 50% wurde in der schnell auftitrierten Gruppe in einem Fall von 28 (4%) beobachtet. In der Standardgruppe waren es mit 3 von 84 Patient:innen ebenfalls 4%. Die Autoren schließen, dass eine beschleunigte Titration eine gute Option für Patient:innen mit persistierendem Gradienten sein könnte.4
Quelle:
American College of Cardiology Scientific Sessions 2025, 29.–31.3.2025, Chicago
Literatur:
1 Desai MY et al.: Myosin inhibition in patients with obstructive hypertrophic cardiomyopathy referred for septal reduction therapy. J Am Coll Cardiol 2022; 80(2): 95-108 2 Desai MY et al.: Sex-based long-term response of obstructive hypertrophic cardiomyopathy patients to mavacamten: insights from VALOR-HCM trial. Presented at ACC 2025; Poster 950-11 3 Nosheen R et al.: Real world experience and outcomes of patients with obstructive hypertrophic cardiomyopathy and prior septal reduction treated with mavacamten. Presented at ACC 2025; Poster 965-11 4 Shih W et al.: Evaluation of mavacamten rapid up-titration in patients with obstructive hypertrophic cardiomyopathy. Presented at ACC 2025; Poster 965-03
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